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Kambodscha, Laos, Thailand – 8.2.-3.3.2003

 

Jetzt haben wir Indochina komplett! Nachdem wir 1981 u.a. eine Opiumhöhle in Nord-Thailand und die damals noch ausgedehnt vorhandenen schwimmenden Märkte von Bangkok kennengelernt hatten, nachdem wir Ende 1999 das überall selbstbewusst aufbrausende, quirlige Leben in Vietnam zwischen Hanoi und Saigon, das heute Ho-Chi-Minh-Stadt heißt, genossen haben, nachdem wir Anfang 2001 Burma = Birma = Myanmar mit seinen nicht enden wollenden Pagoden und seinem besonderen Charme als „neues“ Touristenland kennenlernen durften, sollte dieses Jahr unser Ländereindruck von Indochina komplettiert werden.

 

Und wiederum begegnete uns in Kambodscha und Laos neben den Zeugnissen all des Reichtums früherer Kulturen viel Französisches, aber – wie so oft auf unseren Reisen erlebt – neben dem Positiven auch die späte Last des Bemühens, all das aufzuholen, was die unglückliche Kolonialisierung durch die westliche Welt über Jahrhunderte auch hier in Indochina zu verhindern gewusst hat.

 

Kambodscha (Phnom Penh, Siem Reap)

 

Das Land (die Einheimischen sprechen von Camboodia) enttäuschte nicht, obwohl ich selber mit gewissem Magengurren hingefahren war; auch wenn wir bei der Einreise noch an den tiefsten Ostblock in seinen schlechtesten Zeiten erinnert wurden: Stoisch dreinblickende Grenzbeamte; mit dem Zeigefinger wird man hinter und nicht neben den Schaltertisch verwiesen; im übrigen war das von der Bangkok Airways ausgeteilte Formular falsch und ein neues wurde nach hastigem Ausfüllen unsererseits vom mürrischen Amtsträger mit tausend Stempeln versehen.

 

Aber dann war es geschafft und Sothy, unser Guide in Phnom Penh, empfing uns mit einem strahlenden Lachen und einer englischen Aussprache, die gut zu verstehen war, was in asiatischen Landen eher die Ausnahme ist. Abends entdeckten wir gleich „La Croisette“, das an der Corniche zum alles bestimmenden Mekong-River gelegen ist und uns gestattete, bei Angkor Beer  das Verkehrsgewühl aus Rikschas, Mopeds, Karren und erheblich vielen Autos und LKWs aus gemütlichen Korbstühlen heraus bei leckeren Springrolls zu beobachten

 

Renée entdeckte einen „Siebener“, das ist bisher Rekord. „Dreier“ ist normal, „Vierer“ häufig, „Fünfer“ in regelmäßigen Abständen zu sehen, alles darüber schon seltener – ach so, gemeint ist die Anzahl von Personen auf diesen Kleinstmotorrädern. Ein typischer „Fünfer“ ist dann ab Lenker gezählt: Kind, Vater, Kind, Kind, Mutter - seitlich natürlich noch mit diversen Taschen und Körben beladen, die an den ja reichlich vorhandenen Armen jongliert werden.

 

Gefahren wird rechts. Das Abbiegen nach links geschieht auf eine wohl in der Welt einmalige Art: Man fährt ca. 10 Meter vor der Kreuzung mitten in die Gegenspur hinein, schlängelt sich möglichst weit nach links, „schneidet“ die Kurve fast am Kantstein, findet sich logischerweise danach wieder mitten im Gegenverkehr der neuen Straße und hat, wenn es gut geht, nach weiteren ca. 10 Metern seine Zielspur erreicht. Aber es schien uns überall gut zu gehen, obwohl das eigentlich gar nicht gehen kann. Das Tempo ist dabei naturgemäß auf 0-20 km/h begrenzt. So what!

 

Kambodscha wartet mit einer ebenso traurigen wie für Westeuropäer unverständlichen Geschichte der Neuzeit auf. Auch wenn die ausführlichen Erklärungen unseres lokalen Führers mit den ebenfalls sehr detaillierten Angaben unseres Nelles Reiseführers an vielen Stellen so gar nicht übereinstimmen wollten, so schält sich doch ein roter Faden durch alle Berichte: Bis auf eine Hoffnungsperiode unter Prinz Sihanouk in den sechziger Jahren wurde das Land seit dem Putsch von Lon Nol im Jahr 1970 durch ein wirres Ränkespiel zwischen Traditionalismus und Kommunismus, zwischen thailändischem, vietnamesischem und chinesischem Herrschaftsanspruch, zwischen inner-asiatischen und US-Interessen (nebenan tobte der Vietnam-Krieg!), aber auch zwischen korrupten kambodschanischen Politikern geprägt, die ihre Haltung chamäleon-artig anzupassen wussten. Ein gutes Beispiel gibt die erste freie Wahl 1993: Hun Sen war praktisch durch die UN gezwungen, diese Wahl durchzuführen und genoss das Vertrauen der freien Welt, da er Demokratie versprochen hatte. Unglücklicherweise für ihn gewann jedoch ein Anderer die Wahl. Hun Sen focht daraufhin die Wahl einfach an und wurde ebenso wie der gewählte Ranaridd Ministerpräsident. Es gab eben 2 (!) Ministerpräsidenten. Asien! Hier gäbe es unzählige weitere Beispiele für uns Europäer schwer begreifliche Umstände.

 

Die schlimmste Phase hat Kambodscha unter Pol Pot und den Khmer Rouge in den siebziger Jahren durchgemacht. Aber auch in dieser Zeit hat es politische Seilschaften gegeben, die für uns unverständlich bleiben. Mit Mitteln des Steinzeit-Kommunismus sollte alles Bourgoise ähnlich wie durch die in China marodierenden Horden in der Kulturrevolution zerstört werden. Leider sind dabei unendlich viele Kulturdenkmäler bombardiert, eingerissen oder so mitgenommen worden, dass heute nur noch Fragmente besichtigt werden können. Eine ehemalige Schule in Phnom Penh diente den roten Khmer als Folteranstalt gegen CIA-Verdächtige. Heute ist diese Stätte als Tuol Sleng Museum hergerichtet, aber ich bringe es nicht fertig, irgendwelche Einzelheiten zu schildern, die wir hier zu sehen bekamen – bis auf die vielen Fotos der unglücklichen Menschen, die akribisch mit Nummern von den Folterern erfasst wurden und heute aushängen. Die Khmer Rouge wollten übrigens u.a. das Geld abschaffen und wieder zum Warentausch-System übergehen. Heute sitzen noch Vertreter dieser Garde im Norden des Landes. Verständlich, dass Exotissimo, unsere lokale Reiseagentur, uns dort nicht hingeschickt hat.

 

Phnom Penh

 

Phnom Penh als Stadt ist durchaus schön zu nennen, allerdings touristisch schnell „abgehakt“. Seine teils viktorianischen Bauten verfallen allmählich, da die Besserverdienenden und Ausländer modernere Häuser bzw. Wohnungen vorziehen. Die Tempel und Pagoden in Phnom Penh sind sehenswert, aber größtenteils zerstört. In der näheren Umgebung kann man auch das Baray bewundern, ein Schwemmland des Mekong, welches in der Trockenzeit für den kurzfristigen Reisanbau genutzt wird, während in der Monsun-Zeit das gesamt Baray überflutet wird und Fischfang auf einem großen See ermöglicht. Jetzt im Februar trampelten malerisch die Wasserbüffel durch die Reisfelder, balancierten die Reisbauern auf schmalen Stegen zwischen den Feldern oder wateten bis zu den Hüften im feuchten Modder, den der Reis so zu lieben scheint, oder steckten Köpfe aus dem Wasser von Gräben, um mit Forken den Boden aufzureißen, damit die auf dem Grund sitzenden Fische gefangen werden können.

 

Die Markthalle in Phnom Penh wirkt von weitem mächtig, ernüchtert aber beim Näherkommen durch eine unromantische Architektur, besticht hingegen beim Betreten durch ein ungeheures Warenangebot sowie – anders als in so manch anderem orientalischem Markt – durch eine schier unendliche Anzahl von kleinen Imbissständen, an denen vom unerläßlichen Klebreis bis zu Kokosnuss oder zum gebratenen Huhn am Spieß, von der Nudelsuppe aus dem Topf bis zu Undefinierbarem angeboten und reichlich in Anspruch genommen wird. So klein und dünn die Einheimischen auch teilweise sind, essen können sie allesamt offensichtlich Unmengen. Unser Fahrer beispielsweise stopfte Reismengen in sich hinein, dass einem beim Hinsehen fast schlecht wurde.

 

Gegenüber am Mekong sowie in den Weiten des beginnenden Mekong-Deltas flussabwärts wohnen „die Vietnamesen“, Menschen, die nach dem erbittert erkämpften Rückzug Vietnams als Besatzungsmacht in den achtziger Jahren nicht in ihre Heimat zurück wollten oder konnten und jetzt meist illegal und zahlreich in Kambodscha in primitiven Wohnverhältnissen am Wasser leben und sich überwiegend vom Fischfang ernähren. Ich fand diese Menschen eigentlich ganz arm: Ohne Heimat, illegal und somit jeglicher Willkür des Staates ausgesetzt, keine Hoffnung auf große Zukunft, zusätzlich von allen Kambodschanern mehr geduldet als geliebt – aber erstaunlicherweise habe ich nur freundliche und lachende Menschen gesehen. Asien!

 

Siem Reap

 

Siem Reap: Wo liegt denn das? Seine Relikte aus dem 12.-15. Jahrhundert sind weltberühmt und locken Touristen aus aller Welt in Strömen an. Wir zählten vor allem Franzosen und Japaner. Wo waren die sonst überall so zahlreich anzutreffenden Deutschen?

 

Der Flughafen von Siem Reap ist, wie es sich für einen renommierten Flughafen gehört, „international“. Wir flogen jedoch „domestic“, was unser lokaler Führer Kengh nicht ganz bedachte, als er das Begrüßungsschild „Mr. & Mrs. Burgarth“ am falschen Ausgang hochhielt. Wir hingegen sahen uns etwas weiter bei der nationalen Ankunftshalle einem Empfangs-Komitee von 10-15 wild schreienden und noch mehr gestikulierenden und jeder „Ich-bin-der-Richtige“ sagenden Meute gegenüber. Aber wer war nun unser Abholer? Die Unterlage mit dem Namen unseres Hotels war sinnigerweise tief im Gepäck verborgen. Half nichts: Einer blockte ab, der andere wühlte in den Unterlagen. Nun war klar, wo wir hin mussten. 10-15 Köpfe nickten „Aha!“ und endlich wurde der „richtige“ Taxifahrer benannt, das Gepäck verstaut und los ging die Fahrt. Als Renée sagte „Ich glaube nicht, dass dies der richtige ist“, überwog noch mein ungebrochener Optimismus. Als der Fahrer mit gebrochenem Englisch zu erklären versuchte, dass diese Fahrt umsonst sei, weil er damit rechne, dass wir die nächsten Tage ganztägig sein Taxi buchen würden, schalteten wir bereits auf „no understand“ um. Als das Taxi dann immer langsamer fuhr und uns ein trübseliger Gauner am Steuer erklärte, das Benzin sei alle und wir müssten ihm neues kaufen, wurde uns mulmig. Aber es war halt doch ein „guter Gauner“, denn plötzlich waren wir doch im richtigen, idyllisch gelegenen Hotel Bophar Angkor angekommen. Und übrigens, irgendwann war auch Kengh zur Stelle und entschuldigte sich für den falschen Abholplatz am Flughafen, wo er sehr verzweifelt, aber vergebens sein schönes Schild hochgehalten hatte.

 

Angkor

 

Welche Pracht! Angkor Wat ist der größte Tempel und erreicht mit 65 Metern immerhin die Höhe von Notre Dame in Paris. Aber es gibt noch ca. 300 weitere dieser teils prächtig erhaltenen Tempelbauten, die in Hindu-Architektur im Mittelalter als Mausoleum gebaut wurden, sich ähnlich wie revanchierende Kathedralen immer wieder gegenseitig übertreffen wollten und gegenüber buddhistischen Pagoden für mich den unschätzbaren Vorteil bieten, dass nicht nur „Buddha mit erhobener Hand“, „Buddha mit Erdberührung“ und eben immer nur Buddha, Buddha, Buddha zu sehen ist, sondern ganz besonders schön hier in Angkor neben den Säulen mit Brahma (4 Seiten), Wischnu (8 Seiten) und Shiva (rund) viele Darstellungen des täglichen Lebens früherer Zeiten zeigen. Ich fühlte mich stark an die „Nobles“ Gräber in Luxor erinnert, wo ebenfalls Bilder des täglichen Lebens zu bewundern sind. Hier in Angkor, besonders schön an den Außen-Reliefs des Bayon-Tempels zu sehen, balgen Kinder, da saufen Männer, nähen Frauen, da wird gefischt und gekriegt, gehuldigt und geopfert, da kann man Früchte und Korn, Fische und gefräßige Krokodile bewundern. Und fast überall die naga (heilige Schlange) und Elefanten! Alles wunderbar im Schattenspiel der gleißenden Sonne bei ca. 32°C. Angkor Beer – ein Muss!

 

Erst vor ca. 100 Jahren haben französische Archäologen damit begonnen, die Tempel von Angkor auszugraben und zu restaurieren. Bis dahin schlummerte die Pracht fast 500 Jahre lang unberührt im Urwald. Um die Gewaltigkeit der Urwald-Kräfte zu zeigen, ließen die Forscher den Tempel Ta Promh mehr oder weniger unberührt und man kann heute 20 Meter hohe Bäume auf 8 Meter hohen Mauern sehen, deren Wurzeln in mehrfacher Armdicke sich wie ein gewaltiger Oktopus um und durch die Gesteinsmassen bis zum Boden schlingen. Alles sehr, sehr eindrucksvoll! Hinfahren!

 

Weiterfahrt nach Vientiane

 

Unser Flug von Siem Reap nach Vientiane fand leider nicht statt. Ende Januar hatte eine thailändische Sängerin in Kambodscha (angeblich) behauptet, Angkor gehöre zu Thailand. Daraufhin hatten aufgebrachte Kambodschaner die thailändische Botschaft in Phnom Penh angesteckt, woraufhin Thailand seine Truppen in Alarmbereitschaft versetzt und die Grenzen einstweilig gesperrt hatte. In diesem Zusammenhang stand zeitweilig unsere gesamte Reise kurz vor ihrem Start infrage und der jetzt ausgefallene Direktflug von Siem Reap war noch als nachläufiges Überbleibsel dieser Spannungen zu interpretieren.

 

Stattdessen mussten wir mit dem Speedboat zurück nach Phnom Penh. 14 Stunden haben wir so für die Strecke Siem Reap bis Vientiane benötigt: Speedboat allein 6 Stunden, Flughafen-Transfer, Warten und Flug nach Vientiane mit Zwischenlandung in Fakse.

 

Die Wasserverbindung von Siem Reap nach Phnom Penh ist dem Monsun zu verdanken. In der Regenzeit wird so viel Wasser den Mekong heruntergespült, dass der Wasserpegel bis zu 10 Metern ansteigt und das Wasser teilweise westlich in den Lake Tonle Sap abfließt, der als reines Staubecken des Mekong wirkt und keinen weiteren Abfluss hat. Jetzt in der Trockenzeit war der Wasserstand entsprechend niedrig.

 

Das Erreichen des Speedboats in Siem Reap war abenteuerlich: Über einen Kilometer langen Damm, der eigentlich nur aus Schlaglöchern bestand und an dessen Rand Fischer und Reisbauern ihre armseligen Hütten hatten, wurden morgens um 6 Uhr die Touristen bis zum Einstiegspunkt des Speedboats gebracht. Klettern über schwankende Bretter auf das erste Boot, Wöltern des Gepäcks auf glitschigen Außenstiegen zum zweiten Boot hin, Verstauen der Koffer und Taschen in einem klitzekleinen Gepäckraum, rein auf Plastik-Sitze, deren Dimension mehr dem Asiaten als dem Durchschnitts-Europäer angemessen zu sein scheinen, Pullover an, denn natürlich auch hier war wieder die verfluchte Klimaanlage viel zu kalt gestellt. Dann endlich Start um 7 Uhr früh. Wir wurden ca. 1 km rückwärts durch einen klitzekleinen Kanal geschleppt, ehe wir endlich eine Wassertiefe und eine Kanalbreite erreichten, wo das Boot gewendet werden konnte. Dann aber ging’s los mit Karacho, nur sehen konnte man praktisch nichts wegen der Gischt um uns herum. Es waren ja aber nur 6 Stunden!

 

Laos (Vientiane, Luang Prabang)

 

Traditionell ist Laos ein Königreich, so wie Kambodscha. In Laos hat es jedoch 1975 die „Befreiung“ gegeben. Daraufhin wurde die Königsfamilie in die Verbannung (auf „Seminare“ in Erziehungslager) geschickt und kam dabei „irgendwie ums Leben“ - unser lokaler Reiseführer in Laos Thong Pet drückte sich sehr vorsichtig aus.

 

Laos ist heute ein kommunistisches Land. Allerdings merkten wir im täglichen Leben nicht all zu viel davon. Kein Vergleich mit der allgegenwärtigen Vopo in der DDR! Aber der laotische Kommunismus hat ja wohl gelernt und ist stolz, heute eine freie Marktwirtschaft präsentieren zu können. Da ist Privatbesitz zugelassen, da gibt es freien Handel auf den Märkten, da darf man lachen und da wird Religion als Bestandteil des Lebens akzeptiert. Es ist ein Kommunismus, der an die Chinesische Lösung stark angelehnt ist, z.B. nur eine Partei stellt sich zur Wahl. Laos und China leben in „großer Bruderschaft“ zueinander.

 

Laos hat als einziges Land in Indochina keinen eigenen Zugang zum Meer. So wird für die Ein- / Ausfuhr von Waren auf dem Schiffswege Da Nang in Vietnam genutzt. Wasser hingegen ist genug da. Als Westgrenze zu Thailand läuft fast über die gesamte Landesgrenze hinweg der hier bereits mehrere hundert Meter breite Mekong.

 

So wie in Kambodscha zahlt man in Laos praktisch nur in US-Dollar. Es gibt für uns Touristen eigentlich nur die Preisstufen 1$, 1$ 50, 2$ und 3$. Mehr kosten Bedarfsartikel des täglichen Lebens sowieso nicht. Weniger als 1$ kommt allenfalls für den Kofferträger im Hotel infrage. Ansonsten kostet z.B. die Fahrrad-Rikscha mit 2 Europäern für eine normale Strecke 1$. Falls ½ Dollar oder ausnahmsweise mal andere Dollar-Teilbeträge vorkommen, wird in lokalem Geld herausgegeben: 10.000 Kip sind 1 US Dollar – reichlich große Beträge, aber leicht zu merken.

 

Vientiane

 

Der Triumphbogen Patousay und das National-Heiligtum Wat That Luang mit Gold zum Sattsehen sind die Haupt-Attraktionen in der Hauptstadt. Ansonsten ist Vientiane klein, überschaubar, wenig attraktiv und irgendwie unspektakulär. Unser Hotel NOVOTEL könnte irgendwo auf der Welt stehen und war wenig unser Geschmack. So fanden wir „unsere“ Kneipe in einem Lokal auf Holzstelzen über dem Mekong. Die große Flasche Beer Lao kostete 1$, die gebratenen Nudeln waren vorzüglich. Die Mücken wurden wie immer mit einer Glühspirale unter dem Tisch sowie mit Autan auf der Haut zurückgehalten.

 

Unsere mit dem Auto geplante Weiterfahrt nach Luang Prabang gestaltete sich schwierig, da vor einer Woche ein Überlandbus in den unwegsamen Bergen von Räubern überfallen wurde und es 13 Tote gab. So mussten wir statt der herrlich beschriebenen Bergtour mit einem Ausflug zu dem riesigen Stausee Tonle Sap vorliebnehmen und auf Vang Vieng, die vorgesehenen Höhlenbesuche und vor allem auf die herrlich annoncierte Bergtour verzichten. Stattdessen war wieder einmal (für eine Strecke von ca. 250 km Luftlinie!) das Flugzeug einzusetzen. Eine zufällig in Vientiane weilende Vertreterin unseres Berliner Veranstalters GEOPLAN wusste zur Rettung der Situation leider auch nicht mehr als „Das ... ist doch auch sehr schön“ oder „Dafür haben Sie aber ...“ oder einfach gar nichts zu sagen. Die realisierte Alternative mit Tagesverschiebungen sowie einem von Luang Prabang aus zusätzlich eingeplanten Tagesausflug zurück in die Berge wurde dann i.W. von uns durch zeitraubende und entnervende Verhandlungen im Büro von Exotissimo erstritten. Abenteuer!

 

Luang Prabang

 

Luang Prabang ist ein klitzekleines Städtchen in einer engen Schleife des Mekong, umgeben von herrlichen Bergen. Darinnen liegen diverse entzückende Tempelanlagen und es gibt eine Straße, welche bei den Einheimischen nur die „Touristenstraße“ heißt. Massenweise Rucksack-Touris wohnen hier, flanieren hin und her und sitzen in den diversen kleinen Lokalen, die sich an dieses Publikum angeglichen haben und Leckeres zum Essen und zum Trinken feilbieten. Eine Übernachtung in einer entsprechenden Herberge kostet 1$ - gesehen haben wir solche Quartiere zwar nicht von innen, aber es scheint zu gehen, denn sonst gäbe es ja wohl nicht so viele junge Leute, die davon Gebrauch machten.

 

Sonnenuntergang am Wat Phraphouthabat (SWP), erstes Erlebnis: Thong Pet interpretierte den Satz „Zum Sonnenuntergang führen wir Sie zum ...“ auf seine Art, er erklärte uns einen kurzen Fußweg vom Hotel aus und überließ uns unserem Schicksal. Leider war das nicht der richtige Tempel. Wollte Thong Pet nicht oder wieder Asien?

 

SWP, zweites Erlebnis: An der Rezeption unseres Hotels hatten wir sicherheitshalber nachgefragt und man hatte uns auf einem Stadtplan den Ort angekreuzt und rührenderweise in laotisch für den Tuk-Tuk- bzw. Rikscha-Fahrer den Tempelnamen daneben geschrieben. Soweit so gut, bloß unser kleines Männlein auf dem Fahrrad konnte wohl nicht lesen. Er sagte zwar JA, fuhr uns aber zu eben dem (falschen) Tempel, den Thong Pet uns schon zugewiesen hatte.

 

SWP, drittes Erlebnis: Mithilfe eines Mönches am falschen Tempel wurde dem Rikscha-Fahrer die Route erklärt und er strampelte los – und kam richtig an. Aber, oh Graus, das sah gar nicht nach spektakulärem Sonnenuntergangs-Tempel, sondern eher nach einem eher unbedeutenden Tempelchen aus. Macht nix, weitergehen und sehen, was kommt! Und es kam: Stufen und nochmals Stufen. Und das war immer noch nicht genug, es kamen weitere Stufen. Immerhin spornt so was ja enorm an, auch wenn’s Steigen schwerfällt. Renée zählte ca. 400 Stufen, die uns unvorbereitet trafen, aber wir haben es geschafft. Und es hat sich gelohnt!

 

SWP, viertes Erlebnis: Rechtzeitig vor Untergang der Sonne mit Spiegelung im mäandernden Mekong labten wir uns neben ’zig anderen Touristen an diesem herrlichen Anblick. Da ruft’s von hinten in gutem Bayrisch „Ja, gibt’s denn so was?“ und Christine, unsere Reiseleiterin aus Vietnam stand vor uns. Wer kennt nicht diese unvorhergesehenen Begegnungen im Nirgendwo, aber wenn’s dann passiert, wird man immer wieder von Neuem hin- und hergerissen.

 

Besonders begeistert hat uns ein 250 km in die Berge führender Tagesausflug. Wir kamen in kleine Bergdörfer, die von den Mons bewohnt sind und welche den Touristen noch die kaum noch anderswo vorfindbare Scheu entgegenbringen. Die Kinder liefen weg, das Leben stand still, als wir vorbeischlenderten. Wer guckt nun wen mehr an: Wir die Einheimischen oder diese uns mit unserer westlichen Kleidung, mich in meiner Körpergröße und meinem dicken Bauch oder unsere Kamera? Immerhin gelang es mir erneut, mit ein paar Luftballons menschliche Kontakte herzustellen. Viele freundliche Mon-Gesichter strahlten. Man wohnt in einfachen Hütten aus Bambus und Schilf geflochtenen Matten. Tier und Mensch leben zusammen. Ausblicke in die laotische Weite sind atemberaubend. Aber Wasser muss von weit unten herangeschleppt werden. Immerhin hat die Regierung Strom gelegt.

 

Am Umkehrpunkt unserer Bergtour nahmen wir ein kleines Mahl ein. Ein Stand mit einem Haufen Nudeln in einem Blechnapf gab die Mahlzeit her und das unvermeidliche Beer Lao löschte den Durst bei weiterhin mehr als 30°C. Plötzlich hielt ein Überlandbus auf der Fahrt von Vientiane nach Luang Prabang (!) an und ihm entstiegen quietschvergnügt praktisch nur westliche Touris, die sich hier für 1$ (jetzt dürfte das Bezahlprinzip klar sein) Warmes für den Magen erstanden.

 

Unser letzter Ausflug von Luang Prabang galt den Höhlen von Pak-Ou. Hierzu musste ein endlich mal langsam tuckerndes Boot zu einer 2-stündigen Fahrt auf dem Mekong bestiegen werden. Herrlich diese Berglandschaft vom Wasser aus! Mittleres Vergnügen die Höhlen selber mit vollgestopften Buddha-Figuren wie in einem übergelaufenen Museum. Aber einfach Spitze der Mittags-Schmaus auf einer Holz-Plattform hoch über dem Mekong.

 

Fazit

 

Erkenntnis nach 14 Tagen Kambodscha und Laos: Oh wäre man doch noch etwas jünger und könnte noch viele Reisen solch wunderbarer Art durchführen! Es war ein Genuss! Reisen ist einfach toll!

 

Unsere anschließende Abhänge-Woche auf der Insel Ko Samet im Ao Prao Ressort in Thailand hat uns geholfen, endlich die mitgeschleppten Bücher zu lesen und Kambodscha und Laos genüßlich nachzuverdauen.

Horst Burgarth im März 2003)

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